Frühjahrsputz des alten Ichs

„Mit unserem Frühjahrsputz machen wir uns daran, Ordnung in die vergessenen, zugemüllten Plätze und Räume unseres äußeren Daseins zu bringen; sollten wir bei der Gelegenheit nicht auch die entsprechenden inneren Orte und Räume einem Großreinemachen unterziehen?“ – Dr Joe Dispenza


Veröffentlicht am 09. April, 2021 

Das Wort Frühjahrsputz beschwört vielleicht Bilder herauf, wie du Schubladen mit alten Klamotten ausmistest, Winterkleidung verstaust, die Schränke ausräumst und saubermachst oder die Sachen da hinten im Kühlschrank beseitigst, auf denen sich wie in einer Petrischale im Labor schon neues Leben tummelt. Vielleicht bringst du auch die Garage in Ordnung, machst hinter den Möbel in den schwer zugänglichen Ecken einmal gründlich sauber, kehrst den Staub unter den Teppichen hervor, bereitest die Beete im Garten auf die Fülle des Sommers vor oder kehrst im Hof all den Schmutz zusammen, der sich im Laufe des Winters angesammelt hat. Man könnte auch sagen, wir bringen mit so einem Frühjahrsputz neuen Glanz und Sauberkeit an die vertrauten Plätze und Stellen in Haus und Hof, die sonst gern vernachlässigt, vergessen und übersehen werden.

Die Außenwelt der Realität ist ein Spiegel deiner Innenwelt...

Nun stell dir einmal vor, die Außenwelt der Realität ist ein Spiegel deiner Innenwelt – genau das meinte ja der mythologische Hermes Trismegistos aus den alten griechischen Sagen mit seinen Worten »Wie oben, so unten, wie innen, so außen, wie im Universum, so in der Seele …«. Mit unserem Frühjahrsputz machen wir uns also daran, Ordnung in diese vergessenen, zugemüllten Plätze und Räume unseres äußeren Daseins zu bringen; sollten wir bei der Gelegenheit nicht auch die entsprechenden inneren Orte und Räume einem Großreinemachen unterziehen? Das ist im Wesentlichen das Modell des Wandels, um das es in meinem Buch
Ein neues Ich geht.

Du kannst dir kein neues Ich erfinden, ohne dein gewohntes altes Ich aufzugeben.

Letztendlich geht es um Folgendes: Wir können ein neues Ich nur kreieren, indem wir das alte Ich ausräumen. Oder anders ausgedrückt: Du kannst dir kein neues Ich erfinden, ohne dein gewohntes altes Ich aufzugeben.

Um dein altes Ich wirklich ganz und gar hinter dir zu lassen, braucht es mehr als bloße Lippenbekenntnisse nach dem Motto “ich möchte das” oder “ich probier‘ das einfach mal aus“. Eine neue Person zu werden erfordert innere Einkehr, Selbstbetrachtung, aktives Tun und echtes, substanzielles und bewusstes Arbeiten. Das heißt: Du musst dir Zutritt zu deinem „Betriebssystem“ verschaffen, wo die unter- bzw. unbewussten Programmierungen sitzen, die dein Leben steuern – Programme, die dafür sorgen, dass du weiterhin in der Illusion dieser dreidimensionalen Realität lebst. So wie Beton mit der Zeit aushärtet, werden auch diese Programme (deren Gesamtheit das alte Ich bildet) fest und starr und kreieren die Art und Weise, wie du in der Welt bist, denkst, agierst und reagierst.

Um dich und dein Leben von diesen Programmen zu befreien, musst du dir deiner unbewussten Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen bewusst werden, sie dir vertraut machen, damit sie nie unbemerkt deinem bewussten Gewahrsein entkommen. Genau dieses Entwirren, das Ablösen vom alten Ich ist die Arbeit. Das ist der Frühjahrsputz.

Machst du das richtig, aktivierst und vernetzt du auf biologischer Ebene gewisse dich einschränkende Gedanken nicht mehr, durch die du einschränkende Entscheidungen triffst, was wiederum zu einschränkenden Verhaltensweisen und damit zu einschränkenden Erfahrungen und entsprechenden einschränkenden Emotionen führt. Deshalb ist der biologische Tod des alten Ichs so fundamental wichtig, um ein neues Ich kreieren zu können – denn Gehirn und Körper leben entweder in der vertrauten Vergangenheit oder der vorhersehbaren Zukunft.

Wie oft musst du dich an eine Zukunft erinnern, die größer ist als die gewohnheitsmäßigen Gedanken an deine Vergangenheit, die du im Laufe des Tages so produzierst? 

Wie oft sich jemand unbewusst im Laufe des Tages an seine Vergangenheit erinnert, stellt eine der größten Hürden des Wandels dar. Dieser Gedanke an die Vergangenheit erzeugt natürlich ein Gefühl aus der Vergangenheit, und diese Gedanken und Gefühle halten uns in der Vergangenheit fest. Da stellt sich die Frage: Wie oft musst du dich an eine Zukunft erinnern, die größer ist als die gewohnheitsmäßigen Gedanken an deine Vergangenheit, die du im Laufe des Tages so produzierst? Wenn du dich nur 20 bis 30 Minuten lang während deiner Morgen- und Abendmeditation an deine Zukunft erinnerst, den Rest des Tages aber an deine Vergangenheit denkst, steckst du wieder in der vorhersehbaren Zukunft und bist wieder dein altes Ich … und nichts in deinem Leben verändert sich, weil du dich nicht verändert hast.
Der Sinn und Zweck dieser Arbeit besteht darin, diese Muster und Gewohnheiten, die uns davon abhalten, im Leben voranzukommen oder zu dem ICH zu werden, das wir uns immer ausgemalt haben, buchstäblich auseinanderzunehmen und sie zu verändern. Wenn du wirklich zu einer neuen Person werden willst, ist es ungemein wichtig, dein jetziges Ich zu verlernen, also das alte Ich nicht mehr zu aktivieren und zu vernetzen, bevor du das neue Ich aktivierst und vernetzt, die Programmierungen der Vergangenheit aufzulösen, bevor du dir deine neue Zukunft programmierst.

Du musst in gewisser Weise deinen Geist bzw. Verstand verlieren, um einen neuen zu erschaffen.

Ich sage ja immer: Du musst in gewisser Weise deinen Geist bzw. Verstand verlieren, um einen neuen zu erschaffen. Dazu musst du die Gefühle und Emotionen im Körper aus deiner Erinnerung tilgen, bevor du deinen Körper auf einen neuen Geist und neue Emotionen umprogrammierst – und um das zu schaffen, musst du aus der bekannten, vertrauten Vergangenheit und vorhersehbaren Zukunft aussteigen und den Schritt in den gegenwärtigen Moment tun. Warum? Weil wir nur im gegenwärtigen Moment im Unbekannten sind und nur im Unbekannten etwas Neues kreieren können. Sich im Unbekannten wohl fühlen heißt, den Moment zu meistern. Und denke daran: Das Unbekannte lässt dich nie im Stich.