„Könnten wir durch Kooperation das Wissen, die Weisheit und die Intuition, die im Kollektiv bereits vorhanden sind, besser nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen?“
Veröffentlicht im Dezember 2021
Aufgrund überfüllter Bienenstöcke müssen sich jedes Frühjahr Millionen von Honigbienen einen neuen Standort suchen, eine Entscheidung, die auf Basis des kollektiven „Bienenstockgeistes“ getroffen wird. Bei der Teilung des Bienenstocks verlassen die Mutterkönigin und etwa die Hälfte um under Arbeitsbienen das elterliche Nest, um eine neue Kolonie zu gründen, während eine neu gezüchtete Tochterkönigin und die übrigen Arbeitsbienen zurückbleiben, um sich um die alte Kolonie zu kümmern. Wenn die Hälfte der Bienen den Bienenstock verlässt, wird der Schwarm geboren – und dieser Schwarmtrieb löst nicht nur das offensichtliche Platzproblem im Bienenstock, sondern ist auch ein wichtiger Aspekt ihres Überlebens- und Fortpflanzungstriebs.
Jeder Bienenstock besteht aus Tausenden von Bienen, die in perfekter Kooperation zusammenarbeiten, um ein Bienenvolk aufzubauen und zu erhalten.
Jeder Bienenstock besteht aus Tausenden von Bienen, die in perfekter Kooperation zusammenarbeiten, um ein Bienenvolk aufzubauen und zu erhalten. Die Nahrungssuche, die Pflege der jungen Larven und der Bau von Waben sind nur einige der Aufgaben, die in jedem Bienenstock anfallen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Arbeit der Kundschafterbienen, die auf der Suche nach einem geeigneten neuen Zuhause in einem Umkreis von 5 Kilometern in verschiedene Richtungen ausschwärmen.
Nach der Rückkehr von ihrer Mission führen die Kundschafterbienen einen „Schwänzeltanz“ auf, um dem Schwarm Informationen über die neuen Standorte mitzuteilen, die sie gefunden haben. Die Kundschafter teilen mit Hilfe ihrer Symbolsprache dem gesamten Schwarm mit, warum ihr Standort der beste ist; durch diesen Prozess wird die Entscheidung vom Kollektiv und nicht von einem einzelnen Individuum getroffen.
Im Falle von zwei oder mehr optimalen Standorten muss sich das Kollektiv auf einen einzigen Neststandort einigen, da der Schwarm nur eine Bienenkönigin hat. Der Schwänzeltanz, das Aussenden hoher Töne und andere inhibitorische Signale helfen dabei, Pattsituationen aufzulösen. Sobald ein Standort auch nur den geringsten Vorteil gegenüber dem anderen hat, schließt sich die Mehrheit der Bienen der Seite an, die die meiste Zustimmung hat. Auf diese Weise können sich die Bienen durch eine kollektive Entscheidung, zu der jede Biene einen Beitrag leistet, schneller für einen Standort entscheiden.
In der Menge liegt die Kraft.
Überall in der Natur finden wir Beispiele für den kollektiven Geist, der die Spezies am Leben erhält, sie mit Informationen versorgt, die Kooperation fördert und sie erfolgreicher macht. Genau deshalb leben Vögel und Fische in Schwärmen – sie arbeiten als ein Geist zusammen, um bessere Entscheidungen zu treffen. So können sie Informationen gemeinsam nutzen, um auf ähnliche und optimale Weise zu reagieren und sich zu verhalten.
In der Menge liegt die Kraft.
Crowdsourcing menschlicher Intelligenz
In diesem Moment der Menschheitsgeschichte, in dem die Relevanz antiquierter Institutionen, Religionen, Regierungen, Finanzsysteme und Ideen, die dem Kollektiv nicht mehr dienen, zu schwinden scheint und sie zusammenbrechen, benötigen wir für unseren Erfolg als menschliche Wesen Organisation und Fürsorge – wir müssen uns um uns selbst und umeinander kümmern. Dies wirft folgende Frage auf: Könnte die oben erwähnte einfache, aber tiefgreifende Verstärkung der kollektiven Intelligenz der Schlüssel zum Erfolg der Menschheit sein? Könnten wir durch Kooperation das Wissen, die Weisheit und die Intuition, die im Kollektiv bereits vorhanden sind, besser nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen?
Einige der neuesten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Realität, die wir erleben, durch ein kollektives Netzwerk von Beobachtern bestimmt wird. Dies wurde immer wieder durch Studien bewiesen, in denen eine Gruppe von Menschen ihre Aufmerksamkeit auf ein zukünftiges Ergebnis richtete. Ohne etwas über die jeweilige Thematik oder Fragestellung zu wissen, sagt der Durchschnitt des Kollektivs mit einem gewissen Grad an Genauigkeit die richtige Antwort voraus. Ob es nun um die Vorhersage des Gewinners eines Pferderennens oder eines Fußballspiels geht – aus irgendeinem Grund scheint die durchschnittliche kollektive Wahl die richtigen Antworten zu kennen.
Wir haben dies in unseren eigenen Studien bei unseren einwöchigen Advanced Retreats beobachtet, bei denen unsere Studenten hochentwickelte Zufallsgeneratoren (in diesem Fall einen Computeralgorithmus, der sich wie ein Münzwurf verhält, bei dem die Ergebnisse so programmiert sind, dass sie in 50% der Fälle „Kopf“ und in 50% der Fälle „Zahl“ ergeben) so verändert haben, dass die Ergebnisse weniger zufällig und mehr vorsätzlich bzw. willentlich gesteuert erscheinen. Genau das kann ein kollektives Netzwerk von Beobachtern tun, wenn sie ihre Herzen und Gehirne kohärent synchronisieren.
Was könnten wir also erreichen, wenn wir superkohärente Kollektive von Menschen zusammenbringen würden – um unsere Weisheit, unser Wissen und unsere Einsichten im Hinblick auf globale Herausforderungen zu bündeln? Welche Lösungen könnte diese kollektive Gemeinschaft finden, die den Herrschenden nicht in den Sinn kommen? Schließlich liegt die Macht beim Volk bzw. den Vielen, nicht bei den (wenigen) Herrschenden. Die Macht liegt im Kollektiv, das als ein Herz und ein Verstand für die Verbesserung und Entwicklung der Menschheit arbeitet. Es ist ein neu entstehendes Bewusstsein.
Das ist der Grund, warum keine Spezies in der Natur durch Konkurrenzkampf und Krieg überlebt und gedeiht – sie überlebt nur durch Kooperation.