Erforschen, Experimentieren, Entwickeln

„Jeder, der schon einmal etwas gemeistert hat, wird dir sagen, dass es ein nie endender Prozess der Selbstreflexion und des Umsetzens in die Praxis war. Diese Menschen wussten bereits, dass es möglich war; sie mussten sich nur selbst so lange korrigieren, bis sie es schafften.“ - Dr Joe Dispenza

Veröffentlicht im Februar 2022

Vor ein paar Wochen habe erzählt, wie Studenten auf mich zukommen und mir von ihren Erfahrungen mit dieser Arbeit erzählen . Wie sie Urteile über ihre Meditationspraxis fällen und sich selbst im Weg stehen – weil sie etwas Äußeres und von sich Getrenntes erreichen wollen, anstatt zur Erfahrung zu werden und sie so innerlich zu kreieren.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Es gilt, den schmalen Grat zwischen dem Beurteilen deiner Praxis und dem Überprüfen deiner Praxis zu erkennen und beides voneinander zu unterscheiden.

Studenten sprechen mich manchmal folgendermaßen auf die Arbeit an:
„Dr Joe, muss ich die Atemübung praktizieren?“

„Kann ich den Teil überspringen, in dem ich mein Bewusstsein öffne und mich auf nichts konzentriere, und einfach zum nächsten Teil der Meditation übergehen?“

„Kann ich die Meditationen im Liegen machen? Die ganze Zeit zu sitzen ist unbequem.“

„Muss ich jeden Tag meditieren?“

Kannst du erkennen, wie sich jemand, der ernsthaft tagtäglich meditiert und mit seiner eigenen Ungeduld mit sich selbst kämpft, von einer Person unterscheidet, die hinsichtlich der Integrität ihrer Praxis nicht ehrlich zu sich selbst ist?

Wir arbeiten auf die Meisterschaft hin

Ich ermutige meine Studenten immer dazu, bei dieser Arbeit freundlich und gütig mit sich selbst umzugehen und zu verstehen, dass es Zeit, Geduld und Übung braucht, um sie zu meistern. Aber ich mache auch klar: Wir arbeiten auf die Meisterschaft hin. Und immer, wenn du etwas lernen – oder verbessern oder meistern – willst, ist ein gewisses Maß an gesunder Selbstprüfung und Selbsteinschätzung erforderlich. Nur so kannst du dich verbessern – und deine Erfahrungen vertiefen.

Nehmen wir an, du willst Golf spielen lernen. Wenn du etwas Neues lernst, schaltest du zunächst einmal deinen Verstand ein. Du lernst so viel wie möglich – bevor du anfängst, das Spiel zu spielen. Je mehr du darüber lernst, wie man Golf spielt, desto größer ist die Chance, dass du dein Bestes leistest.

Dann kommt die Technik. Du musst dich damit beschäftigen, was du tun sollst und warum du es tun sollst – damit du deine Handlungen mit deinen Gedanken in Einklang bringen kannst, wenn du zu spielen anfängst. Wenn du dann schließlich deinen Körper mit einbeziehst, kannst du die Erfahrung des eigentlichen Spielens machen.

Angenommen, du gehst ein paar Mal pro Woche auf die Driving Range zum Üben und um an deinem Schwung zu arbeiten. Aber nach Wochen triffst du den Ball immer noch nicht richtig. Du schwingst immer noch auf die gleiche Art und Weise, und der Ball segelt mehr nach links oder rechts, als dass du einen guten Kontakt herstellst. Deine Erfahrung mit dem Golfspielen ist nicht so, wie du gedacht hast.

Und das ist der Unterschied zwischen Selbstbeurteilung und Selbsterforschung. Die Frage, die du dir in diesem Moment stellen musst, lautet nicht: „Was mache ich falsch?“, sondern: „Was tue ich nicht, sollte es aber tun?“ Oder besser noch: „Wo kann ich mich verbessern?“ Du musst dich erneut mit dem Wissen und den Informationen beschäftigen, die du ursprünglich gelernt hast. Und dann tust du das, was alle guten Golfer tun: Du überprüfst und übst dich in Selbstreflexion, um zu sehen, ob du das Gelernte auch anwendest.
In Bezug auf deinen Golfschwung fällt dir dann vielleicht auf: Ich öffne meine Hüften immer zu früh. Oder: Oh ja. Ich vergesse immer wieder, meinen Arm zu strecken. Oder: Ich halte den Schläger viel zu fest; ich muss ihn lockerer halten.

Du merkst dann: Ich kenne die Grundlagen, aber ich wende sie nicht an. Ich war unbewusst – und habe sie vergessen. Jetzt muss ich mich erinnern, muss bewusster werden – und das, was ich tue, ergänzen, um meine Leistung zu verbessern.

Bin ich präsent – wirklich präsent? 


Wenn es um deine Praxis in dieser Arbeit geht, könntest du dich fragen: „Bin ich präsent – wirklich präsent? Oder sitze ich hier mit geschlossenen Augen und denke an die Besprechung auf der Arbeit – oder daran, was es zum Abendessen geben wird?“ Oder vielleicht: „Merke ich, wenn ich anfange, in Erinnerungen an die Vergangenheit abzudriften? Oder eine bekannte Zukunft vorwegzunehmen?“ Oder: „Gehe ich mit Begeisterung und bewusster Intention an meine Meditation heran? Oder klinke ich mich nur routinemäßig ein, damit ich sagen kann, dass ich heute meditiert habe – aber in Wirklichkeit warte ich nur darauf, dass sie vorbei ist, damit ich meine erste Tasse Kaffee trinken kann?“
Frag dich selbst: „Habe ich vergessen, warum ich bestimmte Dinge tue? Erkenne ich, wie ich sie tue, ohne sie richtig zu verstehen?“

Betrachte diese Überprüfung als einen Realitätscheck, eine gesunde Selbstreflexion. Es geht nicht darum, hart mit sich selbst ins Gericht zu gehen – was normalerweise mit Emotionen wie Frustration oder Entmutigung einhergeht – sondern darum, ehrlich zu sich selbst zu sein ... damit du auch deine Praxis aufrichtig betreiben kannst.

Wenn wir davon sprechen, dass du der Wissenschaftler bist und dein Leben das Experiment ist, muss diese Selbstprüfung Teil des Prozesses der Selbstentdeckung bzw. Selbsterkenntnis sein.

Als Teil deines Experiments solltest du verschiedene Aspekte deiner Praxis überdenken. Überprüfe, was du bereits gelernt hast, indem du ein Kapitel in einem Buch noch einmal liest – oder einen Online-Kurs noch einmal ansiehst. Überprüfe die Grundlagen der Arbeit – und dein Verständnis davon. Verstehst du die Atemübung? Kannst du sie in ihre einzelnen Bestandteile unterteilen und diese Schritt für Schritt üben? Nimmst du dir vor, sie in alle Meditationen einzubauen, in denen sie vorkommt – und sie nicht auszulassen und so das Ganze abzukürzen?

Stehst du nach deinen Meditationen mit einem anderen Gefühl auf als dem, mit dem du dich hingesetzt hast? 

Stehst du nach deinen Meditationen mit einem anderen Gefühl auf als dem, mit dem du dich hingesetzt hast? Wenn nicht, kannst du verstehen, warum das so ist?
Wie sieht es mit Form und Struktur aus? Befolgst du die Anweisungen für jede Meditation – im Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen? Praktizierst du den konvergenten und divergenten Fokus – oder überspringst du die für dich schwierigen oder verwirrenden Teile? Arbeitest du daran, klare Absichten zu formulieren und höhere Emotionen aufrechtzuerhalten – und übst du, diese Verfassung beizubehalten? Oder fällst du für den Rest des Tages in unbewusste, automatische Verhaltensweisen – dein altes Ich – zurück?
Schließlich solltest du über deine Intention nachdenken. Kommst du mit einem Gefühl von Sinn und Zweck zu deiner Meditation? Oder meditierst du nur, um das Ganze hinter dich zu bringen? Siehst du die Praxis als etwas an, das du von deiner Liste abhaken kannst, oder gehst du jeden Tag mit einem Gefühl für das Wie und das Warum an deine Meditation heran?

Warum ist das wichtig? Wenn du dieser Arbeit keine Bedeutung beimessen kannst, wird dein präfrontaler Kortex nicht aktiviert – und das ist der entscheidende Punkt, der Veränderungen bewirkt. Dort erzielst du einen Nutzeneffekt und gibst deinen Handlungen Bedeutung und Sinn. Das ist der Punkt, wo du die Früchte deines Handels mit bewusstem Gewahrsein erntest. Darum geht es. Das ist die Aufgabe des Frontallappens. Er ist der Sitz der Intention.

Wenn du deine Meditation also nur zu einer weiteren Routine machst und sie nur praktizierst, um sie halt zu erledigen, ohne einen Sinn darin zu sehen ... wenn du nur dasitzt und an all die Dinge denkst, die du tun musst, dann wolltest du vielleicht nicht wirklich über die vertrauten Gedanken und Gefühle deines alten Ichs hinauswachsen. In diesem Fall kannst du genauso gut deine Augen öffnen, aufstehen und mit deinem Tagesgeschäft weitermachen. Dann kannst du dich auf einen Tag gefasst machen, der nur wenige Überraschungen bereithält – weil du nicht präsent warst. Präsent zu sein bedeutet, im Unbekannten zu sein, von wo aus wir kreieren.

Wenn du deine Praxis untersuchst, erforschst und weiter experimentierst, kannst du das Gespräch verändern. Anstatt zu sagen: „Für mich ist es nicht möglich“, frage dich: „Warum klappt es bei mir nicht?“ Anstatt zu sagen: „Was mache ich falsch?“ frage dich: „Wo kann ich mich verbessern?“

Und mit dieser Frage – die du stellst, ohne zu beurteilen oder zu resignieren, sondern voller Neugier und Bereitschaft – beginnst du, dich weiterzuentwickeln. Du entwickelst deine Praxis, du entwickelst deine Erfahrungen, du entwickelst deine Persönlichkeit. Und damit entwickelt sich auch deine persönliche Realität weiter.

Jeder, der schon einmal etwas gemeistert hat, wird dir sagen, dass es ein nie endender Prozess der Selbstreflexion und des Umsetzens in die Praxis war. Große Golfer haben nie gesagt: „Ich kann das nicht“ – nicht einmal, als sie gerade erst angefangen hatten. Sie wussten bereits, dass es möglich war; sie mussten sich nur selbst so lange korrigieren, bis sie es schafften.

Sei also neugierig. Sei offen. Und sei bereit, dich zu fordern und dazu zu bringen, mehr zu erfahren – über dich selbst.