„Würdigsein bedeutet, den kompromisslosen Wunsch zu haben, über das alte Ich, das in Getrenntheit lebt, hinauszugehen – und zu dem neuen Ich zu werden, das mit einer neuen persönlichen Realität verbunden ist.“ - Dr Joe Dispenza
Veröffentlicht im April 2022
Irgendwann wird jeder in dieser Arbeit der Vorstellung der „Würdigkeit“ bzw. des „Würdigseins“ begegnen – vielleicht bei einer unserer Gehmeditationen oder womöglich auch während einer Live-Veranstaltung oder zu Hause beim Meditieren.
Ohne Kontext arten potenziell aufgeladene Wörter wie „würdig“ schnell in Vermutungen aus. Allzu oft wird unser Konzept von Würdigkeit in die Geschichten eingeflochten, die wir über uns und andere erzählen – und wird so zu einer weiteren Möglichkeit, das alte Ich am Leben zu erhalten.
Sprache ist oft ungenau und wird missverstanden. Deshalb versteht man ein komplexes Konzept manchmal am besten, wenn wir zunächst einmal darüber sprechen, was es nicht bedeutet.
Was Würdigkeit nicht ist
Bei Würdigkeit geht es nicht um Schuld. Oft wird der Begriff Würdigkeit verdreht in dem Sinne, dass jemand „bekommt, was er verdient.“
Das Wort Würdigkeit verwenden wir jedoch nicht im strafenden Sinn. Wenn jemand wegen einer schweren Krankheit, einer schmerzhaften Beziehung oder einer finanziellen Notlage zu uns kommt, hat das Konzept der „Würdigkeit“ nichts mit der Vorstellung zu tun, diese oder eine andere Person sei an der Situation schuld und hätte das „verdient“. Das würde lediglich eine Sichtweise auf uns selbst verstärken, die weder liebevoll noch mitfühlend ist – also genau das Gegenteil davon, sich als würdig zu betrachten.
Würdigkeit hat nichts mit einer Anspruchsberechtigung zu tun. In einer Kultur, die auf Bestätigung und sofortige Befriedigung fixiert ist, verwechseln die Menschen oft die Bereitschaft, etwas zu bekommen, mit dem Gefühl, dass ihnen etwas geschuldet wird bzw. zusteht; etwas, das sie bekommen sollten, weil sie es „verdienen“ oder es wirklich wollen. Das scheint nur ein feiner Unterschied zu sein, aber es ist tatsächlich eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale dieser Arbeit. Wenn du etwas willst und danach drängst und strebst, hat das mit dem Versuch zu tun, in der dreidimensionalen materiellen Welt Materie aus Materie zu erschaffen. Du findest einen guten Grund für deinen Wunsch – ohne wirklich viel Mühe oder Zeit dafür zu investieren – und erwartest dann ein Ergebnis.
In dieser Verfassung hörst du Menschen oft Dinge sagen wie: „Warum bin ich noch nicht geheilt worden?“ „Warum habe ich noch nicht meinen idealen Partner gefunden?“ „Warum habe ich nicht meinen Traumjob?“ „Warum dauert es so lange?“
Tja, warum? Weil sie sich nicht geändert haben. Sie sind nicht jeden Tag als ein anderer Mensch von ihrer Meditation aufgestanden. Die Person, die diese Fragen stellt, ist dieselbe Persönlichkeit, dasselbe alte Ich, das um etwas bittet, aber getrennt ist von der Person, die in einem Zustand der Dankbarkeit geheilt wird; von der Person, die sich tagtäglich in sich selbst verliebt und so der ideale Partner ist; von der Erregung einer neuen beruflichen Zukunft.
Die gleiche alte Persönlichkeit ist eben nicht die Person, die fragt: „Was muss ich noch an mir ändern, um dieser bestimmten Zukunft näher zu kommen? Wie kann ich in Gedanken, Taten und Gefühlen mehr zu dieser Person werden?“
Damit sagen diese Menschen eigentlich: „Ich sehe das, was ich will, als etwas, das von dem, was ich bin, getrennt ist. Ich gebe mir so viel Mühe. Warum ist es noch nicht eingetreten?" Diese Sichtweise verstärkt das Gefühl des Getrenntseins und des Mangels – des Getrenntseins von der Zukunft, die sie erschaffen wollen, und des Gefühls, dass die Dinge, die sie sich wünschen, unerreichbar sind. Und Trennung und Distanz sind das Gegenteil von dem, was wir unter Würdigkeit verstehen – bei der es um Einheit und Verbindung geht.
Bei Würdigkeit geht es nicht um Selbstgefälligkeit und Exklusivität. Niemand in dieser Arbeit – oder in dieser Welt – ist besser als jemand anderes, ganz unabhängig von Geschlecht, Position, Rasse, Glaubenssystem oder einem anderen vermeintlichen Statusmerkmal … Würdigkeit basiert nicht auf einem Leistungs- oder Belohnungssystem.
Je lauter jemand verkündet, was er am liebsten wäre und hätte, um ein erwartetes Ergebnis einzufordern, desto mehr steht diese Person unter dem Einfluss ihrer Außenwelt (und ist meistens sehr verunsichert). Auch das ist eine Form des Getrenntseins – und das Gegenteil von Demut, in der die Würdigkeit zu Hause ist.
Wie sieht das Gefühl des Unwürdigseins in deiner praktischen Erfahrung aus?
Nachdem wir nun geklärt haben, was wir nicht meinen, wenn von Würdigkeit die Rede ist, wollen wir uns ansehen, wie die oben genannten Beispiele in unserem Leben aussehen.
Vor allem zeigt sich das Gefühl des Unwürdigseins als Widerstand. Das Gefühl, das du hast, wenn du nicht frühmorgens zum Training aufstehen willst? Das ist Unwürdigsein. Die nörgelnde Stimme in deinem Kopf während der Meditation, die sagt: „Ich mache das nicht richtig. Das ist zu anstrengend. Meine Knie schmerzen vom vielen Sitzen. Es macht nichts, wenn ich die Atemmeditation auslasse. Ich habe heute zu viel zu erledigen.“ Das ist Widerstand.
Und das passiert nicht nur in Bezug auf deine Erfahrungen mit dieser Arbeit. Wenn du dir sagst, dass es in Ordnung ist, deine Verabredung im Fitnessstudio ausfallen zu lassen, obwohl dein Trainingspartner auf dich wartet ... oder dass es egal ist, wenn du stundenlang durch deine sozialen Medien scrollst, anstatt dich mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin oder deinen Kindern zu unterhalten ... oder wenn du das Versprechen dir selbst gegenüber, eine schlechte Angewohnheit zu ändern, aufschiebst ... das ist Widerstand. Das ist es, was das Gefühl der Unwürdigkeit schürt. Es zeigt sich als Angst vor dem Unbekannten. Mangel an Disziplin. Du hörst auf, wenn es unangenehm wird. Traust dich nicht über das Gewohnte hinaus. Fragst dich, warum es noch nicht passiert ist. Wiederholst zwanghaft dieselben Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle – mit denselben Ergebnissen und Frustrationen, die zur Gewohnheit geworden sind. Du verstärkst das Bekannte – und stellst es immer wieder her, auch wenn sich bereits herausgestellt hat, dass du genau das nicht willst.
Das Gefühl der Unwürdigkeit führt letztendlich dazu, dass du die gleiche Zukunft erschaffst – basierend auf der bekannten Vergangenheit.
Was Würdigkeit ist: eine Einladung
Bevor wir mit dem Aufbau einer neuen Zukunft beginnen können, müssen wir zuerst mit der Gegenwart im Reinen sein. Das bedeutet, die Vergangenheit loszulassen – und alle unbewussten Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle, die damit verbunden sind. Es bedeutet, all deine Aufmerksamkeit und Energie darauf zu richten, das Unbekannte des gegenwärtigen Moments zu betreten – mit Bereitschaft, Neugier und Dankbarkeit für das, was bereits ist. Den kompromisslosen Wunsch zu haben, über das alte Ich, das in Getrenntheit lebt, hinauszugehen – und zu dem neuen Ich zu werden, das mit einer neuen persönlichen Realität verbunden ist.
Wenn wir von Würdigkeit sprechen, geht es also darum, dir in diesem Moment mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen. Zu akzeptieren und zuzulassen, was ist – mit Dankbarkeit und Demut. Dich der neuen Zukunft, die du erschaffst, für würdig zu halten – weil du dein altes Ich überwunden hast. Es geht darum, sich über das Bekannte hinaus ins Unbekannte zu strecken ... und mit deinen Bemühungen zufrieden zu sein.
Es geht darum, Widerstände zu überwinden und jeden Tag aufs Neue in dieser Arbeit für dich anzutreten. Und genau darum geht es in Teil II von „Würdig werden“.
Hinweis Dr Joe Dispenza Deutschland Team:
Im nächsten Dr Joe Live Gespräch wird Dr Joe dieses Thema in seinem Vortrag noch deutlich vertiefen.
Termin: Donnerstag, 26. Mai 2022 - 21:00 Uhr (MESZ)
Thema: Würdig zu empfangen
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